Donnerstag, 1. Juni 2017

Erdoğan subversiv

Der türkische Präsident will die Jugendlichen nie wieder der Ziellosigkeit überlassen. Wie Insider berichten hat er zu diesem Zweck bereits vor Jahren dutzende Graffitikünstler angestellt.
Schriftzüge wie "AKAB" (=all kurds are bastards), DPFTW (=Death penalty for the win) oder FFG (=Fuck Fethullah Gülen) zeugen in Ankara und auch in vielen anderen europäischen Städten davon, wie erfolgreich er vielen jungen Türken die Richtung weist – auch wenn die Regierung anfangs mit Startschwierigkeiten zu kämpfen hatte.

"Leider haben einige der Sprayer die Arbeitsanweisung nicht gründlich genug durchgelesen" (Erdoğan, 2017)

Vermutlich spielt er damit auf die falsch gesprayten Schriftzüge "ACAB" an.
Tiroler FPÖ-Abgeordnete hatten bereits vorletztes Jahr auf einen ihrer Ansicht nach (os)manischen Einzeltäter namens Acab hingewiesen, der mit dem Anbringen seines Namens auf diversen Hauswänden und öffentlichen Mauern Sachschaden in beträchtlichen Höhen angerichtet haben soll. Gut, dass dieses Missverständnis bei dieser Gelegenheit endlich Erleuchtung erfuhr.
Zusammen mit mehreren 100 Forentrollen in allerhand sozialen Netzwerken und Onlinemedien scheint die türkische Aufklärungsmaschinerie nun mehr und mehr an Fahrt zuzulegen. Nicht zuletzt das soll den Ausschlag beim knappen Ergebnis des Referendums zum Präsidialsystem zu Gunsten Erdoğans gegeben haben, wie Sprecher seiner Partei vermuten.
Die AKP ist jedenfalls stolz auf das gelungene Marketingkonzept und habe -laut Generalsekretär Abdulhamit Gül- nie daran gezweifelt.

"Was religiös auf Dauer falsch ist kann politisch auf Dauer nicht richtig sein! Schade nur, dass es nun bekannt geworden ist. Das wird den Coolness-Faktor reduzieren." (Abdulhamit Gül, 2017)

Bei der Kreativität und dem Verantwortungsbewusstein der türkischen Regierung bezweifeln wir jedoch nicht, dass sie weiterhin innovative Ansätze entwickeln wird um die Jugend zu retten.
So könnte bspw. entwaffnende Herzensgüte der nächste Clou sein. Erdoğan hat diesbezüglich bereits einen ersten Schritt getan und ließ unlängst den Begriff Arena als Bezeichnung für Sportstadien aus dem Wortschatz streichen.

"Es erinnert ganz einfach zu sehr an die blutrünstigen Gladiatorenspiele wie sie im alten Rom üblich waren. So etwas geht vielleicht in einer Republik, aber nicht bei uns!" (Erdoğan, 2017)

Keine weiteren Fragen.


Chewie.

Mittwoch, 24. Mai 2017

Zwei Punkte für eine Linie

Für eine klare Linie braucht man zwei Punkte. Von mir aus auch zwei grüne. 
Die grüne Partei Österreichs lässt tatsächich schon jahrelang Inhalte schleifen und viele treue Wähler flüchten mittlerweile vor den doppelmoralisch überlegen anmutenden Zeigefingern. Umweltschutz rückte mehr und mehr in den Hintergrund und so verabreichte man seinem Steckenpferd den goldenen Schuss. Und das obwohl Umweltschutz immer noch das wichtigste Thema sein sollte, denn sonst setzt sich kaum jemand dafür ein. 
Natürlich liegt dies nicht allein an der Partei, sondern auch am politischen Wandel der Gesellschaft. Jahrelang missverstand man den Gros der Grünwähler, von denen viele nur mangels an Alternativen ihr Kreuz machten. Man nahm angesichts einer noch nie dagewesenen Stimmanzahl an, auf dem richtigen Weg zu seien und ließ die Parteiführung samt engstem Kreis nach Gutdünken gewähren. Besonderes in der Handhabung mit der nun schon lange andauernden Flüchtlingskrise sehen sich viele Grünwähler in ihren Ängsten nicht mehr ernst genommen.
Nun ist die alternative Partei nach dem überraschenden Rücktritt der langjährigen Obfrau dabei die Scherben aufzukehren. Ihr Grab hatte sie sich bereits vor einem Monat geschaufelt - durch die kompromisslose Hinrichtung ihrer Jugend.
Es muss also ein neues Gesicht her. Oder noch besser: Zwei.
Nachdem Kurz als Bedingung für die Övp-
Obmannschaft eine eigene Liste verlangte, versucht mit den Grünen die nächste Partei einen ungewöhnlichen Führungsstil - mittels Doppelspitze.
Warum auch nicht? So lässt es sich gut widersprechen und die Medien werden ihre helle Freude daran haben, Äußerungen der beiden konträr darzustellen.
Im Fußball war die Formation mit Doppelspitze in den 80ern und 90ern ebenfalls sehr populär, obwohl sie heute etwas aus der Mode gekommen ist. Mit dem Unparteiischen sprach ohnehin seit jeher nur der Kapitän.
Mittlerweile setzt man beim beliebtesten Sport der Welt aus strategischen Gründen mehr auf Flügelspieler, um die gesamte Breite des Feldes zu nutzen. Dies ist, vor allem seitdem viele Felder aufgrund drainage-technischer Überlegungen in der Mitte leicht erhöht sind, sehr wichtig. Ähnlich mutet mittlerweile die Polit-Landschaft an: Verdrossene Wähler in der Mitte, purzeln einfach an den linken oder rechten Rand und können leicht abfließen, sodass sich keine Unmutspfützen bilden. Den Grünen scheint diese Technik nicht völlig nachvollziehbar. 
Felipe, eine ihrer neuen Obfrauen sieht die Mitte des Spielfeldes gar 1 Meter rechts der linken Seitenlinie. So fällt ihr nicht mal auf dass sie Flügelspielerin ist und hält sich für einsame Spitze.
"Ich will noch nicht über meine politischen Ziele sprechen. Ich brauche zunächst etwas Zeit zur Neugestaltung und effektiveren internen Arbeitsorganisation der Grünen. Nur soviel sei gesagt: Es gilt den rechtspopulistischen Parteien Fpö, Spö, Neos, Bzö, Kpö, Övp sowie der Reichsbürgerbewegung Steine in den Weg zu legen. Unsere Doppelspitze ist definitiv mal was anderes und solche One-Man-Shows sind sowieso nicht mehr zeitgemäß."
Die Grünen haben offenbar zwar das Positionsspiel hinsichtlich vieler Parteien etwas aus den Augen verloren, sich jedoch mit Wiedereinführung der Doppelspitze als gewiefte Taktiker erwiesen.
Dies belegt ein Interview Lunaceks, der zweiten grünen-Obfrau:
"Ich wäre gerne in der Champions League geblieben, aber so ist auch gut. In der Bundesliga kann man sich besser entspannen. Hier habe ich kaum Restrisiko. Sollten alle Chancen vergeben sein und wir unter 10% rutschen, kann ich immer noch der Felipe, dem Schiedsrichter oder der Gras die Schuld geben. Hauptsache das Stadion ist halbwegs voll."
Risikomanagement gelernt auf europäischer Ebene. Natürlich ist zu sagen, dass man als gefühlter Europäer mittlerweile einen schweren Stand hat. Vielleicht sollte man einen emotionsfreien, weniger verklärten Blick auf die europäische Union werfen. Damit meine ich weder romantisch noch radikal verklärt, sondern zeit- und realitätsnah. Tatsächlich gibt es in dieser Union nämlich nicht nur Gewinner und eine Jury die alles probiert. Auch wenn der Brexit nach Kurzschlusshandlung riecht.
Die grünen ziehen jedenfalls gerade die Seitenauslinie neu nach und man darf gespannt sein, ob wirklich alles rechts von ihnen rechts ist.
Lunacek ist sich sicher: "Links der Mitte gibt es reichlich Wählerpotential." Sollte dies stimmen, werden diese Horden wohl kaum auf eine Fläche mit 1m Breite passen.

Ermittelte Fragen:
Wo genau liegt heute die Mitte?
Könnte die Unsicherheit beim Definieren der Mitte tatsächlich von Drainage-Techniken herrühren?
Ist geteilte Verantwortung weniger Verantwortung?
Und ist das Ganze tatsächlich mehr als die Summe seiner Teile?

 
Chewie.

Mittwoch, 19. April 2017

ÖH- Wal gestrandet - auf zu neuen Ufern

Kommenden Monat ist es soweit. Vom 16. - 18.05. werden die Studierenden in Österreich wieder zur ÖH-Wahl gebeten.
Nach dem Ausschluss der jungen Grünen durch die Mutterpartei spitzt sich die Lage auf dem politischen Bildungsparkett zu.
Klar, sie haben in die Hand gebissen, die sie füttert, aber eine Mutter ist nur so glücklich wie ihr unglücklichstes Kind. Von daher vermögen wir gerade nicht zu beurteilen, wie es in Frau Glawischnig aussieht. Hoffen wir das ein Blick auf den gestählten Waschbrettbauch ihres Gatten, Hr. Piesczek, sie beruhigen kann.
Vielleicht wäre es auch ratsam das „Ius primae noctis" für Angehörige der grünen Partei hinsichtlich deren ungehorsamen Untergruppierungen einzuführen. Wenn ein unterjochtes Volk aufmüpfig wird, ist es innerhalb feudal organisierten Gemeinschaften stets eine effektive Methode den Wiederstand wegzuzüchten. Nebenbei auch nachhaltiger als sich ganze Gliedmaßen abzutrennen.
Hauptsächlich sind wir allerdings froh, dass sich mit „Die Liste" und „No Ma'am" über die letzten Jahre bereits neue wählbare Optionen für die Studierenden formieren.
Die Liste (Ein Ableger der aus der deutschen Politik bekannten „Die Partei“), welche die Zeichen der Zeit erkannte und ihr Hauptaugenmerk auf die deutschen Numerus-Klausus-Flüchtlinge legt, hat laut neuesten statistischen Erhebungen realistische Chancen auf einen Wahlerfolg. Viele deutsche Studierende sind schon lange nicht mehr mit ihrer Verdrängung an den gesellschaftlichen Rand einverstanden.
"So viel Studiengebühren wie wir zahlt sonst keiner in Österreich! Dennoch verstehen die Imbissbudenbetreiber hierzulande noch nicht mal was ich mit Pommes Schranke meine und in den Vorlesungssälen werden immer die Handtücher von meinen reservierten Plätzen weggelegt!" - Rudi Mental (Name von der Redaktion geändert).
Trotzdem wäre die Liste nicht an der Entstehung deutscher Parallelgesellschaften interessiert. Christian Mönch (a.k.a. „Gottkaiser Lautsprecher“), gebürtiger Berliner und Parteiführer der Liste, nimmt dabei kein Blatt vor den Mund.
"Wir haben immer schon gesagt, dass uns die Studierenden ziemlich egal sind."
Die ÖH-Wahl sei ohnehin nur eine günstige Kaderschmiede für die deutsche Politlandschaft, wo er dann aber auch österreichische Interessen innerhalb der Bundesrepublik vertreten will. Satire oder doch unkonventionelles Wahlprogramm mit Berechtigung? 
Das wird sich zeigen.
Auch die No Ma'am-Partei, welche an der Uni Linz beheimatet ist, präsentiert sich als seriöse Alternative zu den ihrer Meinung nach zu bemühten Studienablegern der konventionellen Großparteien. Sie bestechen besonders durch das Organisieren von Parties und Wet-T-shirt-Contests. Das Programm scheint anzukommen.
"Bierernste Minen sollen andere Parteien machen, wir vergeben lieber Bierstipendien.", so ihr Motto.
Nachdem die Mitglieder der anderen Nachwuchsparteien tatsächlich über die letzten Jahrzehnte erfolgreich signalisieren konnten, dass nur bedingtes Interesse abseits der Profilierung für deren jeweilige nationale Pendants besteht, erwarten uns dieses Jahr definitiv heiße ÖH-Wahlen.
Ernst ist jedenfalls out und das ist gut so! 
 
Vielleicht wird aufdenschirm.rocks sich einige Podiumsdiskussionen antun und so von mancher Schlammschlacht berichten können, die sogar Al Bundy noch neidisch über den Teich schielen lässt.

Einige Fragen wählen sich hier selbst:
Hat Bildungspolitik überhaupt noch Relevanz?
Blamieren sich die Studienvertreter "großer" Parteien mit Absicht?
Falls ja, ist das ein perfider Plan um Verdrossenheit auf bereits verdorrtem Boden zu sähen?
Falls ja, warum?
Da wächst doch ohnehin nichts mehr...


Chewie.

Montag, 27. März 2017

Der Prachtclub beschließt zu sterben

Es gibt bekanntlich einen Haufen Lokal-, Restaurant- oder Touristenführer. Nachtclubführer hingegen eher weniger. Noch weniger fürs ruhige Vorarlberg. Das ist auch eine verpasste Chance für Clubbetreiber Feedback zu erhalten. Aus diesem Grund nahm sich aufdenschirm.rocks die Zeit den Status Quo eines der renommiertesten Clubs Vorarlbergs anzusehen: Dem Conrad Sohm.
Ein ehemals grandioser Club, heute immerhin noch eine tolle Location. Ironischerweise leidet er mittlerweile an einer Erkrankung, die im Gastgewerbe oft ein Problem darstellt: er trinkt zu viel und gibt zu selten einen aus. 
Tatsächlich ist er sogar dabei zu ertrinken - an seiner eigenen Raffgier. Eine besonders grausame Todesart.
Langsam, quälend, zagend.
So ist das mit Monopolstellungen...und dieser Nachtclub hat im größten Ballungsraum Vorarlbergs definitiv eine solche inne. Sie lassen einen verdursten, sind der Untergang des Stils - einem nicht unerheblichem Wesenszug der Clubszene. Die Gäste fressen den dazugehörigen Besen. Natürlich sprechen wir hier von einer relativ überschaubaren kleineren Stadt namens Dornbirn und nicht von Berlin, aber ein bisschen stolz waren die Ausgänger in Vorarlberg ja schon auf das Conrad Sohm. 
Warum sollten sie auch nicht? Semi-urbane Siedlungsgebiete haben ebenso ihren Stolz und nicht ausschließlich alle ziehen nur in ruhigere Regionen um Kinder zu kriegen.
Aber zurück zum Stil...
Oft erkennt man Stil an Details:
Gibt es Ohrenstöpsel? Gibt es genug Parkplätze? Ist das Personal kompetent? Sind die Preise ein Kompromiss zwischen Abzocke und Gönnung? Sorgt man sich um die Stimmung?
Solche Dinge sind natürlich schwierig zu bewerkstelligen, mitunter mühsam und für manche Betreiber vermutlich irrelevant. Vielleicht sogar fürs Conrad Sohm, der goldenen Gans. Goldene Gänse laufen bekanntllich gern Gefahr geschlachtet zu werden. 
Was die Besucher davon halten ist Nebensache, die müssen ja sowieso her kommen. Wir sind der Prachtclub ihr Bauern
Zwischendurch wundern sich dann die Betreiber doch mal warum nicht mehr ganz so viele nach Ladenschluss der Stadlokale ins Sohm hinaufschauen. Diese kurze Phase der Selbstreflektion wird dann aber schnell durch Nostalgie verklärt. So fragt man sich wo die guten alten Zeiten hin sind, als man dann noch auf ein Bier hergekommen ist. Dabei vergisst man gern, dass es in der guten alten Zeit ab 2 Uhr bereits keinen Eintritt mehr kostete.
Aber ja, natürlich ist das eine berechtigte Frage und früher war ja immer alles besser. Besonders für Nachtclub-Betreiber.
Nachtclub-Besucher stellen sich hingegen andere Fragen:
Was waren das für Zeiten, als noch internationale Hochkaräter im Conrad Sohm auftraten? Als der Club jedes Wochenende zwei Tage aus den Nähten platzte? Als der Eintritt der Qualität des Gebotenen entsprach?
Heute kostet selbst MC Shuffle 15€ Eintritt.
Es muss wohl stimmen, wenn die 20-Jährigen Mittelfinger in die Höhe reißen und "15€? Fickt euch mann!" rufen. "Kann man sich gerade so 1x im Monat leisten!" (Zitat einer random- Besucherin, um die 20 Jahre alt)
Und das von einer Person die schätzativ erst seit 2 Jahren rein darf, inoffiziell vermutlich seit 4 oder 5 Jahren rein geht. So lange ist das Sohm nun etwa in der Hand seines neuen Pächters: Hannes Haben, einer sympathischen Registrierkasse mit Sinn für Humor.
Warum sonst sollte es wie unlängst eine Modeschau vor ort geben, die mit den Worten "Die Reichen haben euch vergessen" einführt? 
Bei absurd hohem Eintritt stolzierten Models in maßgeschneidertem Zwirn um Mülltonnen. Sollte wohl eine Kritik an der Konsumgesellschaft darstellen. :D
Die Modeschau wurde vorher -wie uns eines der Models verriet- nicht ein einziges Mal geprobt, was wenigstens ein bisschen Unterhalthungswert generierte. Und immerhin waren alle Models tatoowiert.
Vor gar nicht allzu langer Zeit bot der Laden tatsächlich Sub- und Clubkultur, heute jedoch nur mehr Konsum- und Körperkultur. 
So fügte sich ein passendes Bild eines mittlerweile klassischen Abends im Prachtclub:
Übertrieben viel Eintritt, ein Parodieprogramm, das sich als Botschaft tarnt und eine Menge Leute, die Herrn Haben in den Hintern kriechen, damit sie ihre Autos nächstes Mal auf den VIP-Parkplätzen abstellen dürfen. Wobei eigentlich einzig und allein solche Events dort hinein gehören.
An dieser Stelle noch eine kleine Anekdote, um der Rezension noch mehr persönlichen Touch zu verleihen:
Als unser Aufdenschirm-Redakteur selbst einmal einem vorbeifahrenden Auto auf Nachfrage das Sperrgitter zum Promi-Parkplatz auf die Seite stellte, kam ein verwunderter Security auf ihn zu und fragte, was ihn zu der Annahme veranlasse, er könnte die Sperre aus Eigeninitiative zur Seite stellen. Unser Redakteur antwortete daraufhin wahrheitsgemäß, dass der Fahrer des nach hinten gefahrenen Wagens ihm mitgeteilt habe, er wäre ein enger Freund des Clubbetreibers und dürfe das. Einige Sekunden waren die Gesichtszüge des Wachhundes eingefroren. Er wägte ab ob er der Sache mehr Aufmerksamkeit schenken sollte. Doch kurz darauf schüttelte der Aufpasser resignierend den Kopf - „Ach macht doch was ihr wollt, bei der Freunderlwirtschaft mittlerweile kenn ich mich nicht mehr aus“ und ging von Dannen. Später solidarisierte sich unser Redakteur noch mit dem sichtlich aufgebrachten Mann und spendierte ihm zur Frustbewältigung eine Zigarette.
Tatsächlich macht die Befremdung, die dieses elitebewusste Businessmodell auslöst, ebenso wenig vor der Belegschaft wie vor vielen der Besuchern halt.
Ob man eine Monopolstellung als der einst beste Club Vorarlbergs noch lange so ausnützen kann ist also die Frage. Wir sind jedenfalls gespannt ob dies von Dauer ist und wie spät es wird. Nur eines scheint sicher: Egal welche Uhrzeit, Eintritt kostet es vermutlich immer.


Chewie.

Dienstag, 31. Januar 2017

Survive-Life-Balance

So hätte man wohl in der Steinzeit Stressbewältigungsstrategien umschrieben. Damit ist allerdings kein Drahtseilakt ohne Sicherheitsnetz gemeint. Ok, vielleicht ein bisschen.
Primär geht es aber darum, dass viele Menschen heute vor lauter Arbeiten kein Licht am Ende des Tunnels sehen und nicht mehr genug Zeit für Privates haben.
In der Urzeit hat man, wenn am Tag Beute gemacht wurde, gewusst: Es ist genug zu essen da also kümmert man sich jetzt um sein soziales Umfeld. Bisschen lausen und so. Zumindest bis auf ein, zwei Stunden Feuerwache in der Nacht.
Heute kann man noch so viel Beute in den ersten Stunden erlegen und der Chef wird trotzdem mit Zusatzaufgaben kommen. Gerade deswegen, weil er weiß, dass man es kann und egal ist wie man die Leistungsmotivation aufrecht erhält. Das geht solange, bis der Chef dann irgendwann ein Nein nicht mehr akzeptieren kann ohne einem gleich die Kündigung in Aussicht zu stellen.
Zu ende gedacht dürfte man also nie vollen Einsatz bringen, denn dann wird dies als neuer Standard etabliert und erwartet. Gar nicht mal so eine subtile Technik, wenn man darüber nachdenkt. Und auch logisch...zumindest für berufene Turbokapitalisten.
Denn es gibt immer einen Anderen, der bereit ist deine Arbeitsstelle zu übernehmen. Einer der nie Nein sagt und dem Chef eine 10 mal so gute Verhandlungsposition gibt, wie jedem seiner Angestellten. Einer der keine Familie hat, die er nicht nur ernähren, sondern mit der er auch Zeit verbringen will. Einer der vielleicht sogar single ist und deswegen auch vor Überstunden am Wochenende nicht zurückschreckt.
Für Arbeitgeber natürlich der Idealfall.
Die besten Arbeitskräfte sind also definitiv Singles. Vielleicht auch männlich, denn wer will schon eine Zeitbomb...äh Frau als Angestellte? Die gehören sowieso an den Herd!
 
Aber wo bleiben die Menschen, die Familie haben oder in einer Beziehung leben?
Diese Menschen müssen sich ganz schön was ausdenken, wenn sie ihre Kinder nicht von einer Ganztagsschule oder in einem Internat erziehen lassen wollen. 
 
Wird man laufend darauf getrimmt, dass man ersetzbar ist, man keine Sicherheit mehr am Arbeitsplatz spürt, wie soll diese Sicherheit im eigenen Haushalt gewährleistet sein?
Wir leben schnell, wir konsumieren viel, wir sind ersetzbar wie Batterien. Allerdings keine Legebatterien, denn Nachwuchs ist schlecht fürs Geschäft.
Aber auch wenn manche Batterien länger Leistung bringen, gehen sie doch irgendwann leer. 
 
Wäre es nicht besser, man betrachtet sein Personal wie Akkus? Mehrweg statt Einweg?
Man könnte ihnen ja angemessene Auszeiten geben, um ihre Akkulaufzeit zu erhalten. Man müsste dann eben mehrere Akkus anstellen, um diese Auszeiten zu ermöglichen. Burnouts gehören ja mittlerweile zum Arbeitsalltag. Ausgelaufene Batterien sind ganz schön unschön und die Säure kann Verätzungen anrichten. Das lässt jedes Betriebsklima ratzfatz verderben. Ein Betrieb in dem sich die Angestellten nicht vertragen und ständig wechseln ist zwar ein Scheiss-Betrieb, aber wohl einer der schwarze Zahlen schreibt. Für die Firmenkonten verträglicher.
Es ist heutzutage seltsamerweise rentabler alle paar Monate Teile der Belegschaft durch neue Leasing-Arbeiter zu ersetzten, damit zumindest der Betrieb Planungssicherheit hat. Mitarbeitermotivation aufrecht zu erhalten braucht schließlich wirklich innovative Strategien und Führungskräfte, die sich erst mal einer einfallen und ausbilden lassen muss. 
Und das ist schließlich nicht die Arbeitsaufgabe des Vorstandes. 
Der muss nur schauen, dass die Zahlen stimmen. 
Die ausgepressten Arbeiter müssen sich dann selbst entsorgen. Ob das die Belegschaft reizt ist nebensächlich, denn schließlich sollen die froh sein überhaupt einen Job zu haben. Würde die Belegschaft ordentlich bezahlt/ behandelt werden, würden die Bosse verarmen und man müsste die Produktion auslagern, das würde ja auch keinem nützen.
Schließlich muss ein Unternehmen so viel Gewinn machen, dass die neuen Baugründstücke sowie -genehmigungen gekauft, Politiker motiviert werden die Interessen der Konzerne über die ihrer Wähler zu stellen und 3-stöckige modäne Villen für die kinderlosen Manager und deren High-Society-Frauen gebaut werden können.
Man will ja auch was davon haben und neidische Blicke kassieren. Eine endkrasse Alarmanlage extra versteht sich.
Diese Menschen bestimmen dann, was Familieneltern verdienen und wie lang sie zu arbeiten haben. Pervers sind aber nicht die Gehälter, die sich die Führungebenen selber spendieren. Pervers sind nur die Gehälter deren Vorgesetzten.
Und dieser Jemand macht das doch sowieso in viel unverschämteren Ausmaß und schon viel länger!
Die Arbeiter leben von der Hand in den Mund, deren Bosse von einem ausgestreckten Zeigefinger.
Sollte dennoch jemand zwischendurch unabhängig vom Wohlwollen der obersten 10.000 zu Wohlstand kommen, wird er prompt zu deren Imitat, weil man jahrelang unter der Ausbeutung litt.
So werden wir uns noch lange Zeit in diesem Teufelskreis drehen. Mindestens bis zum nächsten gröberen Krieg.
Man kann das System nicht ficken, denn wer das System fickt, wird vom System infiziert. Das System ist nämlich auf so vielen externen Festplatten sicherheitskopiert, dass es unmöglich ist den Computer neu aufzusetzen.
Redundanz, der größte Feind eines jeden Hackers und Hacklers.
Auch wenn es beim Programmieren nur 1 und 0 gibt, scheint es das Betriebssystem kompliziert genug werden zu lassen, um den Menschen Systemverdrossenheit und den Unwillen anderen etwas zu gönnen einzupflanzen.
Ja, ja, ich weiß schon, das ist nicht die Schuld des Kapitalismus, das ist die menschliche Natur! Die menschliche Natur ist nicht ausschließlich darauf aus sich gegenseitig zu unterdrücken, es gibt auch wertvollere Wesenszüge in unserem Charakter. Unser vorherrschendes Wirtschaftssystem hat die Missgunst und die Gier jedoch en vouge/ salonfähig gemacht! 
Auf alles Alternative wird draufgehauen mit dem Totschlagargument: Das ist unsere Natur! 
Und alles nur weil im Kindergarten irgendwann mal einer angefangen hat mit dem Abakus zu spielen. Dummerweise weiß heute niemand mehr dessen Name, sonst wäre endlich einmal klar wer Schuld ist!

Diese fragwürdige Thema bleibt heute fraglos.


Chewie.

Mittwoch, 25. Januar 2017

Die Abseitsfalle

Die FIFA entwickelt den Fußball weiter, ob er will oder nicht. 
Um zu zeigen, dass er sein Geld wert ist, hat sich nun auch Marco Van Basten -seit 2016 technischer Berater der FIFA- mal zu Wort gemolden.
Lange genug ist der Fußball im Abseits gestanden, so Marco Van Basten. Marco sieht sich selbst als Pionier.
 
Am Anfang werden unkonventionelle Ideen immer belächelt, aber ich denke jeder halbwegs Fußball- Interessierte kann bestätigen, wie lästig die Abseitsregelung ist. Eigentlich gibt es die Regel ja sowieso nur, um Schiedsrichter den Job zu erschweren oder Tore Seltenheitswert werden zu lassen und das Spiel zu verkomplizieren.“ (Van Basten im Interview mit der holländischen Tageszeitung „De Telegraaf“)
Ohne Abseits wäre das Spiel viel attraktiver, dann bräuchte es auch nicht mehr so viel von dieser verwirrenden Taktik. Raumdeckung wäre ohnehin völlig überbewertet. Früher hätte Manndeckung ja auch vollkommen gereicht. 
Begriffe wie Strategie und Taktik klängen sowieso viel zu sehr nach Krieg und Krieg ist eine schlimme Sache! 
 
Der kritischste Punkt aber sei: 
Frauen zu erklären was Abseits ist.
Van Basten weist damit auf eine nicht zu unterschätzende Frustrationsquelle vor allem im Bereich des Fußballfantums hin. 
 
Bereits unzählige Male habe er versucht Frauen diese spezielle Spielregel zu erläutern, dennoch komme man da einfach auf keinen grünen Zweig. Meist habe er sich dann nach vergeblichem Erklären mit einem gespielten „AHA“ zufrieden gegeben und nicht mehr nachgefragt.
Wie viel Lebenszeit habe ich alleine verschwendet, um Frauen das Abseits zu erklären!? Die Dunkelziffer der Männer, die Ähnliches erleben muss enorm hoch sein!“ 
(An dieser Stelle ein Link, um eventuelle Unsicherheiten bei der Regelauslegung zu vermeiden)

Insgesamt soll also die Abschaffung des Abseits eine enorme Erleichterung darstellen. Außerdem sollen dadurch auch um einiges mehr Tore fallen und der Fußball würde publikumsfreundlicher werden.
Mit C. Ronaldo, dem aktuellen Weltfußballer, hat Van Basten einen besonders prominenten Fürsprecher:
"Ohne Abseits zu spielen wäre toll! Dann könnte ich nur noch am 16er kleben und auf die Vorlagen warten. Meine Fans könnten noch mehr meiner krassen Treffer bewundern!“
C. Ronaldo hat ja in der Vergangenheit selbst schon des Öfteren frustrierende Erlebnisse mit dem Abseits gemacht.

Was Van Basten zwar außen vor lässt, aber aufdenschirm.rocks aufgefallen ist:
Die Fernsehanstalten würden wohl auch sehr davon profitieren. Denn was Daumen mal Phi die Übertragungen künstlich am meisten in die Länge zieht, sind sicher die vielen Spielunterbrechungen aufgrund von Regelverstößen. Es gilt einen besseren Spielfluss zu ermöglichen. Denn durch einen flüssigeren Betrieb der Matches -nicht nur abseits des Rasens- könnten die TV-Sender die Spielzeit genauer mit ihrer Sendezeit verrechnen und damit größere Planungssicherheit erhalten.
So gingen sich bspw. längere Werbezeiten oder eine Nachrichtensendung mehr aus. Alle würden davon profitieren.
Vielleicht ist das Abseits ja auch nur der erste Schritt. Man könnte ebenfalls überlegen, ob Fouls tatsächlich zu ahnden sind. Ebenso Schwalben, gefährliches Spiel oder auch die Halbzeitpause. 
Man muss schließlich mit der Zeit gehen und hin und wieder auch mal was ändern, damit man nicht das Gefühl hat es geht nichts vorwärts.
Insgesamt also eine geile Sache!
Chapeau Hr. Van Basten!
Hoffen wir, dass die FIFA diese zukunftsorientierten Vorschläge bald Realität werden lässt und der Fußball nie aufhören wird sich selbst kritisch zu betrachten sowie mit der Zeit zu gehen.

Hier pfeife ich noch einige Fragen zurück:
Muss man immer etwas ändern, um zu zeigen, dass man etwas tut?
Wie viel Tore könnte C. Ronaldo in einem Jahr machen, sollte das Abseits tatsächlich abgeschafft werden?
Wie langweilig ist den FIFA- Funktionären auf einer Skala von 1-10?
Ist ein guter Schiedrichter wirklich einer, der nicht auffällt?
Und was würde wohl Sepp Blatter zu dem Ganzen sagen?



Chewie.

Dienstag, 10. Januar 2017

Wenn du mein Sohn wärst, würdest du Muritz Saglam heißen!

Wieder mal was in eigener Sache.
Ein guter Freund von mir wird heute 30. Ein kritisches Datum, ab dem man als moderner Mensch auch seine Präsenz in den neuen Medien erhöhen muss, um "jung" zu bleiben.
Deswegen nun online ein paar warme Worte für Hr. Mag. Ströhle.

Keine Sorge, ich verzichte auf Knittelvers und Paarreim, die bei Feiern üblichen Geißeln.

Endlich, Morinho wird 30. Ein Grund, aber kein Hindernis für eine Feier.
Der seinem Namensvetter charakterlich eigentlich gänzlich unverwandte Wahlwiener ist ein feiner Geist. Wo andere Gedanken formulieren, befreit er sie. Stiftet Assoziationen wie Christiano Ronaldo Geld. Und der Vergleich hinkt nicht mal. Er ist sogar der Usain Bolt der Vergleiche!
Denn gemoßen an Gedanken ist Moritz einer der reichsten Menschen, die ich kenne.
Um so erstaunlicher, dass er auch an Gefühl nicht arm ist. Dies spendet er auch sehr gern. Oder besser: er teilt es. Ebenso wie seine Fantasie, die nicht wie manche denken, ausufert, sondern uferlos ist. Nichts für Nichtschwimmer! Da muss man als Gesprächspartner am Schwimmball bleiben, denn auch seine words per minute- Rate kann sich hören lassen.
Tatsächlich waren meine ersten Worte zu ihm: "Du redasch wirklich viel."
Außerdem ist sein Passspiel auch abseits des Rasens zielsicher und nicht nur auf dem Feld geht er als Wingman steil! Dabei profitiert er von seiner enormen Spritzigkeit und seinem Esprit.
Nicht umsonst war er 2016 Stammgast im Team der Runde der 3. Wiener Bezirksliga!
Ist Moritz einmal im Fluss, gehts dahin wie bei einer Wildwasserfahrt.
Und ich persönlich erlebte schon irrwitzig unterhaltsame Stunden mit ihm am Steuer. Mit Steuern kennst sich Moritz -als Mann vom Fach- nämlich auch ein bisschen aus. Sowie mit Paragraphen.
Exzellent kann er subsumieren und so manches Rechtsbedenken eliminieren.
Und um zu erkennen, dass er auch Führungskräfte hat, muss man nicht erst X Saisonen Fußballmanager mit ihm spielen - welche ich aber nicht missen wollte!
Manchmal vergisst Moritz jedoch auch auf ein Zitat Laotse's, dass ich ihm einst verriet:
"Im fließenden Wasser kannst du dein Spiegelbild nicht sehen, wohl aber im ruhenden Wasser."
Und gleich noch ein anderes Zitat hinterher, von Lautse:
"Ein großer Fisch braucht einen großen Teich!"
Was ich damit sagen will:
Schipper hin- und wieder aus dem großen Teich, der sich Wien nennt, in eine kleine Bucht abseits der Strömung, um gelegentlich zu sehen was für ein riesengroßer Fisch du eigentlich bist!



Chewie.