Breaking News:
Weil einige Menschen uns drohten sich an der Behauptung, es hätte die Sparschiene um 7€ gegeben, aufzuhängen, wird aufdenschirm.rocks aus humanitären Gründen diese Behauptung revidieren und auf 9€ anheben!
Draufgezahlt, aber meine Güte, wer wird schon so kleinkariert sein?
Sparen
tut die ÖBB bekanntlich besonders gern. Am liebsten bei den
Angestellten und beim Service. Im Leben gibt es nichts umsonst und
nicht umsonst hat die ÖBB seit der Aufstellung der Ticketautomaten
vor einigen Jahren gehörig Personal an den Schaltern eingespart.
Auch die traditionellen Schaffner haben sie in diesem Zuge
abgeschafft. Genauer gesagt in den regionalen.
Allerdings
wiederum ein tolle Chance für passionierte Schwarzfahrer! Man muss
ja nicht immer alles schwarz sehen.
Jeder
kann also vom Stellenabbau bei einem staatlich subventioniertem
Transportunternehmen halten, was er will. Was mich dann aber doch
etwas stört, ist, was die ÖBB innerhalb des letzten Jahres mit der
"Sparschiene" angestellt hat.
Dies war ein Tarif, den die ÖBB mehrere Jahre lang angeboten
hatte. Es war damit möglich -solange man 3 Tage in Voraus buchte-
für lediglich 9€ jede Strecke innerhalb Österreichs unabhängig
von Dauer und Distanz zu fahren. Natürlich gab es für jeden Zug ein
maximales Kontingent an Sparschienenticketplätzen.
Dennoch war das
ein richtig geiles Angebot, welches die Leute auch mal dazu
motivierte bspw. die Hauptstadt oder auch andere schöne Städte
Österreichs zu besuchen. Ebenso super für Menschen mit wenig Geld,
wie Jugendliche, in Ausbildung Befindliche, Senioren oder
Arbeitslose.
Im
September dieses Jahres ist mir dann jedenfalls das erste mal
aufgefallen, dass es jenen Tarif in dieser Form gar nicht mehr gibt.
Ich
war gerade dabei wieder mal per Sparschiene von Bregenz nach
Innsbruck zu buchen, als mir auffiel, dass das gleiche Ticket,
welches im April noch 9€ gekostet hat, nun 23€ kostete. Ich habe
zu diesem Zeitpunkt nicht mehr weiter nachgeforscht, da ich BlaBla-
Car, eine Fahrgemeinschafts- App, nutze.
Um
10 Euro konnte ich mit Moritz, einem freundlichen deutschen
Studenten, nach Innsbruck mitfahren. Eine sehr nützliche App, kann
ich nur weiterempfehlen!
Als
ich dann allerdings einen Monat später vorhatte nach Wien zu reisen,
wurde das Thema Sparschiene wieder interessanter, weil wesentlich
billiger. Ich besuchte erneut die Sparschiene- Fahrplanauskunfts-
Webseite und suchte Verbindungen von Bregenz nach Wien. Sogleich
bekam ich einige vorgeschlagen.
Unter
Anderem ein Ticket, das lediglich 8,90€ kostete. Hammermäßig,
dachte ich, dann gibt es die Sparschiene ja doch noch. Hätte den Braten wohl da schon riechen müssen.
Ich
buchte und bezahlte per E-Banking ohne groß nachzulesen. Ich war
etwas verkatert an diesem Tag und wohl unkonzentriert. Um so
fokussierter wurde ich jedoch als mich die Dame am Schalter bei der
Ticketabholung fragte, ob mir schon klar wäre, das mein gebuchtes
Ticket nur für eine Teilstrecke gelte, nämlich bis Feldkirch.
Ich
war zunächst befremdet und wollte dann wissen warum für eine Streckensuche
Bregenz-Wien bei ihrer Fahrplanauskunft ein Ticket nach Feldkirch
aufscheinen würde.
Sie
wich der Frage geschickt aus, indem sie darauf hinwies, dass dies
doch groß daneben stünde.
Sie
hatte da schon einen Punkt, aber dennoch schienen meine Worte kein
Gehör zu finden. Außerdem ließ sich über ihre Definition von groß
in meinen Augen auch noch streiten. Vielleicht wurde sie von ihrem
Mann öfters gebeten zu beurteilen wie groß manche Dinge sind und
deswegen sagte sie von Haus aus immer: "Ja das ist wirklich
groß! Wenn ich es doch sage!"
Mein
Interesse war jedenfalls geweckt und so stellten sich mir nun einige
weitere Fragen.
Zunächst
wunderte ich mich generell wie lange es bereits das 9€- Angebot
nicht mehr gäbe. Verblüfft starrte sie mich an und fast hätte ich
es ihr abgekauft, als sie sagte:
„Ein
solches Angebot hat es nie gegeben!“
Nun
war ich an der Reihe verblüfft zu starren.
„Aha,
bin ich in dem Fall in den letzten Jahren stets in einem
Paralleluniversum Zug gefahren?“
Sie
lachte, zumindest hatte sie ihren Spass während sie Schabernack mit
mir trieb.
Ich
fragte sie, wie lange sie bereits bei der Bundesbahn arbeitete.
Sie
sagte 27 Jahre. Eine beachtliche Zeit.
Eine
zu lange Zeit, um nicht bestens über sämtliche Angebote Bescheid zu
wissen.
Eine
so lange Zeit, dass sie garantiert auch für ihr Unternehmen lügen
würde – ein logischer Schluss.
Sie
wurde langsam ungeduldig.
„Wollen
sie nun das Ticket?“
Jetzt
war es an mir zu lachen.
„Was
soll ich denn mit dem Ticket anfangen? Ich will nach Wien, nicht nach
Feldkirch. Alles was sie anscheinend für mich tun können ist das
Ticket wieder zu stornieren, wenn sie so freundlich wären.“
"Das
geht nur von zu Hause!"
Ich
hörte auf zu lachen, drehte mich um und ging fluchend davon. Vorbei
an einer Dame, die hinter mir in der Schlange gewartet hatte.
"Des
kenn i o, des isch an brutaler Scheiß!", sagte sie mir
mitfühlend.
Ich
sah sie an, nickte ihr beim passieren anerkennend zu, ging aus der
Bahnhofshalle und rauchte 3 Zigaretten. Zug für Zug, auch wenn
Rauchen tödlich ist, so ist es doch beruhigender als jede Reise mit
der ÖBB.
Kaum
zu Hause angekommen saß ich mich direkt vor den Laptop und googelte
3 Begriffe:
Sparschiene.
Ticket. stornieren.
Nun
kommt der genaue Wortlaut in Punkto Storno auf der Website - lasst es
euch auf der Zunge zergehen:
"Innerhalb
von 3 Minuten nach Bezahlung kann der Kauf unabhängig von
Zahlungsart und gewähltem Ticket EINFACH rückgängig gemacht
werden, sofern Sie die Buchung noch nicht als PDF- Ticket erhalten
haben. Das gilt auch für Sparschiene Tickets"
An
einer Fußnote noch Folgendes:
"Ab
dem ersten Geltungstag ist keine Stornierung mehr möglich"
Es
sei nun dahingestellt welche Bedeutung der "erste Geltungstag"
haben sollte oder inwiefern dies noch relevant wäre, wenn man
sowieso nur 3 Minuten lang die Möglichkeit hat sein Ticket zu
stornieren.
Ich
kann euch sagen, ich war knapp davor mich einfach in den nächsten
Zug nach Wien zu sitzen, mich als Flüchtling auszugeben und den Bundesbahnblues zu singen! Flüchtlinge
dürfen nämlich gratis Zug fahren und das ist auch gut so, denn bei
der unverhohlenen Ignoranz seitens der FPÖBB würden die auf der
Stelle all ihren Integrationswillen verlieren.
Bleibt
nur zu hoffen, dass wir Fahrgäste irgendwann unsere Unabhängigkeit
gegenüber den Minutemen der ÖBB erklären können!
Hierzu
verdränge ich noch einige andere Fragen:
Warum
gibt es die Sparschiene in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr?
Warum
ist es einem öffentlichen staatlichen Transportunternehmen nicht
möglich eine funktionelle Webseite anzubieten?
Warum
leugnet eine seit 27 Jahren bei der ÖBB Angestellte, dass es die 9€
Sparschiene je gegeben hat?
Warum
ist es am Schalter nicht möglich Sparschienen- Tickets zu
stornieren?
Warum
ist der Kundenservice bei der Bundesbahn allgemein so beschissen?
Und
wann wird endlich das Beamen erfunden?
Chewie.