Samstag, 1. Mai 2021

Parasitus Dives

Auch unser System muss mal zum Hausarzt und gerade jetzt scheint ein guter Zeitpunkt dafür zu sein. Denn nach über einem Jahr Pandemie und dem Querdenkertum on the rise ist dem EU-Rat mittlerweile klar geworden, dass besonders in schweren Zeiten eine Sache unbedingt gewahrt werden muss: 
das Image.

Ein Bereich, in dem es laut Experten gerade in Österreich auffallend viel Aufholbedarf gebe. Deswegen hat der EU-Rat zusammen mit der WHO vergangenen Donnerstag einen Sondergipfel einberufen, wo die kritische Lage der Alpennation und mögliche Gründe eruiert werden sollten.
Ursache dafür soll laut Insiderquellen nicht allein Corona sein.
Im Vorfeld veranlasste Studien weisen angeblich darauf hin, dass ein möglicher Grund für die Immunschwäche Europas und das Stottern in seinem Herzen, Österreich, ein bislang unentdeckter Schädlingsbefall sei.
Ein Befall, der darüber hinaus seit langem besteht, mittlerweile aber zu einem ernsthaften Problem angewachsen sei - dem sogenannten „parasitus dives“.

Worum geht’s?
Es handelt sich hierbei um eine hyper-effektive Parasitenart, die -durch ihren Mangel an Maß- Befallene besonders angreifbar für Epidemien macht. Besonders perfide präsentiert sich die überaus erfolgreiche Überlebens- und Fortpflanzungsstrategie des Parasiten.
Seine Wohlfühlzone liegt in mehrheitsfähigen konservativen Gesinnungsvereinen, die bevorzugt auf ungeregelten Märkten operieren und für Rigidität einstehen. Es handelt sich hierbei um eine -wie sich herausstellte- überaus effektive Strategie, weswegen ihm Forscher eine Art Schwarmintelligenz unterstellen, die sogar Deckungsgleichkeit hinsichtlich sich widersprechenden Interessen mehrerer befallener Wirtskörper suggerieren können. Einmal im Organismus dringt er in Gehirnareale vor, die für Angst, Neid und Gier zuständig sind, wo er Enzyme ausschüttet, die die Aktivität in den besagten Bereichen bis weit über den natürlichen Zustand anregen.

Die Folgen:
Dies führt auf lange Sicht zu abnormen Verhaltensauffälligkeiten, von Realitätsverlust bis zu deren gänzlichen Verweigerung, Machtstreben bei gleichzeitiger Verantwortungsabgabe und Blasenbildung innerhalb temporalen Kortexen.
Des weiteren kann es bei schweren Verläufen zu inhaltslosen, an Kohäsion mangelnden Kommunikationsepisoden kommen, die Zauberformeln ähneln und die Umwelt verwirrt zurücklassen.
Diese klinischen Störungsbilder manifestieren sich in der realen Welt konkret in Verhaltensweisen wie Selbstverherrlichung, -verleugnung, Kultbildung und Ignoranz bis hin zur Verachtung.
 
Besonders tragisch:
Der Befall bleibt offenbar aufgrund der starken Übertragungsrate und der simultan auftretenden Realitätsverzerrung oft sehr sehr lange Zeit unentdeckt.
Erste Expertenmeinungen gehen von einer möglichen Inkubationszeit von !20 oder mehr! Jahren aus - bis ganze Generationen perspektivlos zurückbleiben und die Gesellschaft paradoxerweise überaltert.
Das Endstadium ist oft durch freiwillige Rücktritte, Demonstrationen, U-Ausschüsse, Gerichtsverhandlungen und bei schweren Verläufen durch Offensivkriege gekennzeichnet.
Experten sind sich noch unschlüssig wann der Parasit genau eingeschleppt wurde. Pessimistische Schätzungen besagen, der Schädling könnte bereits Jahrzehnte im Verborgenen gedeihen und solle über den Atlantik irgendwann in den 70er Jahren den Weg nach Europa gefunden haben.
Patient 0 soll hierbei ein gewisser „Ronald Reagan“ gewesen sein.
 
Das Frühstadium soll sich über eine gewisse Hörigkeit gegenüber einem geteilten Konstrukt, welches Infizierte nur abstrakt als den „Markt“ bezeichnen, bemerkbar machen. Gemeint ist damit eine Art formloser Götze - quasi eine Leinwand auf die Hoffnungen und Befürchtungen gleichmäßig projiziert werden können.
Intoniert werden die Götzenbeschwörungen zumeist mit Mantras wie: „Der Markt regelt sich selbst“, „Über Geld redet man nicht“, „Alles richtig gemacht“ oder „Uns ging es noch nie besser“. Die Wiederholung dieser Sager, soll den Befall verschleiern und der Verschleppung der Diagnose dienen.
Worüber diese Motos auf lange Sicht leider nicht hinwegtäuschen können, sind überindividuelle Entwicklungen wie der Klimawandel, gesellschaftliche Überalterung sowie die verheerenden Tendenzen hin zur krankhaften Privatisierung öffentlicher Räume, Güter und Werte.
Der Parasit beugt außerdem seiner Entdeckung vor, in dem er seine Funktions- und Lebensweise geschickt anderen Krankheitsbildern unterstellt und so Glaubwürdigkeit vortäuscht und zugleich vernichtet.

Anzunehmen ist:
Im mittleren bis späteren Stadium soll nur mehr die Extraktion der parasitären Lebensform mittels Guillotine oder Enteignungen helfen. Ungeklärt ist, was idealerweise mit dem zuvor durch den Parasiten besetzten Raum geschehen soll.
Vermutlich könnte dieser Raum der Nachhaltigkeit, der Natur oder der Jugend dienen, was bislang jedoch mangels an Studien oder unabhängigen Fallbeispielen Theorie bleiben muss.
 
Hier erübrigen sich zwei Fragen:
Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich?
Ein großer Fisch braucht einen großen Teich, aber braucht ein großer Teich große Fische?
 
Chewie.

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