Montag, 12. September 2016

Von Zuhältervereinen und Nuttenclubs

Beschäftigen wir uns zunächst einmal mit dem Vereinswesen:
Ein Verein ist per Definition ein Interessenbund auf freiwilliger Basis, der nicht auf Gewinn ausgerichtet sein sollte. Dies unterscheidet ihn grundlegend von einem Unternehmen. Die Bezeichnung "Fußballverein" lädt daher, wenn man sich die Umsätze der Spitzenclubs anschaut, ohnehin zum Schmunzeln ein.
Ein Großteil der deutschen Vereine haben aus dem Grund längst ihre Profiabteilungen ausgelagert und eigene Unternehmen daraus gemacht, die tw. Milliardenumsätze im Jahr machen.
Nichtsdestotrotz bestimmen Vereinspräsidenten maßgeblich bei der Organisation der Strukturen, Besetzung des Vorstandes und Spielerverträgen mit. Dies ist der sogenannten 50+1 Regel geschuldet, auf die viele deutsche Fußballfans sowie Funktionäre und Angestellte der Vereine so stolz sind.
Es bedeutet, dass auch bei ausgegliederter Profiabteilung 50% und 1 Stimme der Entscheidungsgewalt beim Verein liegen muss, so dass keine Privatinvestoren einen Verein bei kompletter Entscheidungsfreiheit übernehmen können.
In der Vergangenheit wurden ja Vereine in Italien (AC Milan), in Frankreich (AS Monaco, Paris SG), in England (Manchester City, Chelsea FC) und in anderen Ländern von privaten Geschäftsmännern übernommen. Sie mutierten quasi zum Hobby Monopoly- spielender Herren.
Ein Thema also das Leidenschaft in sich trägt - nicht nur innerhalb der Vereine, sondern auch in den Herzen der Millionen Fans des beliebtesten Sports der Welt. Hin- und hergerissen zwischen Vereinsidentifikation und Realitätsnähe, weil schon wieder ihr neuer Lieblingsspieler für eine absurde Transfersumme an einen privat finanzierten Verein verkauft wurde und dort für das dreifache Gehalt Fußball spielt.
Was mit dem Bosman-Urteil (1995) begonnen hat, ist Realität geworden: 
Der Kapitalismus hat diesen Sport nun endgültig infiltriert und mutiert zur Zerreißprobe für die Fans. Unmenschen wie Sepp Blatter, zwielichtige Funktionäre, gierige Spieler bzw. Spieleragenten und Viele mehr taten das Ihrige, um diesen Sport zu korrumpieren.
Aber wie gesagt, man muss das realistisch sehen:
Auch die ach so tolle 50+1 Regel wurde ausgenutzt. Ausgenutzt um den Status Quo aufrecht zu erhalten.
Vom Branchenprimus FC Bayern München zum Beispiel. Immer schon am Drücker, immer schon die besten Werbeverträge, TV- Gelder und somit in der Lage alle anderen Vereine auf die Plätze zu verweisen. Gepaart mit ihrem "mia san mia"- Gefühl krönten sie sich selbst zum tollsten je dagewesen Verein und belächelten das Fußvolk fortan von ihrem Platz an der Sonne aus. Besonders unangenehm hat sich dies auf die Anhänger des FCB ausgewirkt, die mittlerweile tw. derart geschädigt sind, dass sie kaum mehr rationalen Argumenten zugänglich sind, keinerlei Kritikfähigkeit mehr besitzen, die deutsche Meisterschaft als abonniert betrachten und sich kaum noch daran erfreuen können.
Alles in Allem eine triste Situation, in der sich der populärste Sport der Welt befindet.

Aber bevor ich mich verzettle, drängen sich nun hierzu einige Fragen auf:
Wäre es nicht auch im Fußball angemessen im übertragenen Sinne das Prinzip des Laizismus anzuwenden?
Wie würde sich die völlige Trennung von Verein und Profiabteilung auf Identifikation und Wirtschaft der Fußballclubs auswirken?
Würde dies das Ende der Fußballromantik bedeuten?
Hat irgendjemand Uli Hoeneß gesehen?

Für Beantwortung einer oder mehrerer Fragen beabsichtige ich großes Lob zu spenden!


Chewie.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen